Leben im urbanen Lebensraum bedeutet für mich: Leben mit dem stetigen Wandel. Der verändert, baut, plant. In einem Umfeld das als ständiges Provisorium erscheint. So entsteht in meinen Bildern ein harmonisches, widersprüchliches, groteskes und kurioses Nebeneinander. Ein Phänomen, das in Hattingen genauso zu finden ist wie in London oder Berlin. Ich mag dieses nebeneinander. Ich mag die Brüche zwischen aufpolierten Fassaden und ihren funktionalen Kehrseiten. Was wäre eine Stadt ohne diese Brüche? Sie würde zu einem faden Ort touristischer Vermarktung. Zu einem Museum, in dem ein Ort vorgegeben wird, der aus Events und Fassaden besteht. In diesem Spannungsverhältnis zwischen Vertrautem und Fremden näherte ich mich mit meiner Kamera dem Fremden und dem als nahe Empfundenen.
Gesichter, das sind die Anderen, die wir anschauen, betrachten und interpretieren. Die Anderen schauen uns ebenfalls an. Mit ihren Brillen der Interpretation und Bewertung. Dabei versuchen wir unser erwartetes Bild abzugleichen mit dem, was nun zu sehen ist. Der Moment des erkennenden Blicks zwischen zwei Menschen beginnt häufig mit einer ambivalenten Ahnung.
Klartext Verlag, Essen, 2017
ISBN 978 383 751 8450